Der Stadtpark

Die Schule hatte für das Mädchen gerade erst wieder angefangen, aber so wirklich konzentrieren konnte sie sich nicht. Noch immer hing sie mit ihren Gedanken bei ihrem Bruder. Immer und immer spielten sich die Bilder vor ihrem geistigen Auge ab. Manchmal hasste sie ihr gutes Gedächnis. Doch sie wusste das es ihr vom Nutzten war. Nur so hatte sie eine Chance ihren Bruder wieder zu finden. Nur so konnte sie ihre Familie vielleicht wieder in Einklang bringen. Es belastete das Mädchen sehr und sie gab sich die Schuld dafür. Am Abend zuvor hatte sie sich mit ihrer Schwester gestritten, auch sie gab ihr die Schuld dafür, immerhin war sie die jenige die zur Zeit mit Kaito unterwegs war. Und sie war es die ihn als einzigste hätte beschützten können, neben ihrem Vater. Denn Phyllis war die einzige der drei Kinder die magische Fähigkeiten hatte und dennoch konnte sie ihren älteren Bruder nicht beschützten. Ihre Schwester hatte es soweit getrieben bis letztendlich ihr alkoholisierter Vater dazu kam und sich auf die Seite ihrer Schwester stellte. Ehe sie sich versah ging ihr eigener Vater auf sie los. Die braunhaarige hatte sich nicht gewehrt, denn sie liebte ihren Vater doch. Erst nach einiger hatte sie es geschafft sich aus seinen fängen zu befreien und in ihr Zimmer ein zu schließen. Sie hatte die halbe Nacht lang durchgweint und versuchte verzweifelt eine Vision zu empfangen um ihren Bruder zu suchen. Doch vergebens.

Sie hatte versucht das blaue Auge weg zu schminken und zog ihre Lippe immer wieder ein, damit ihr Cousin nicht sehen konnte das diese aufgeplatzt war. Ebenfalls hatte sie sich lange Klamotten angezogen, damit sie auch die anderen blauen Flecke verstecken konnte. Schnell hatte sie ihre Handtasche mit allem nötigebn gepackt wie Portmone, Regenschirm und Schlüssel und hatte eilig das Haus verlassen. Ihr Vater war zum Glück bei der Arbeit und ihre Mutter schlief noch. Zum Glück, denn diese war am abend zuvor nicht da gewesen und wusste also nichts davon. Mit schnellen Schritten eilite sie also zum vereinbarten Treffpunkt und konnte den Älteren schon sehen. "Hey!", rief sie freudig und lief auf ihn zu. Sie fiel ihm praktisch in die Arme. Ja, sie hatte ihn vermisst. Und er war der einzigste der sie irgendwie noch verstand. Gut, er war neben Kaito immer der einzigste gewesen. "Wie gehts dir?", fragte sie ihn drauf los und lies ihre Haare absichtlich in ihr Gesicht fallen, denn sie wusste das ihr blaues Auge sonst schneller auffallen würde als ihr lieb war.

Natürlich rechnete sie damit das sie es nicht lange versteckt halten konnte, aber wenn es möglich war dann wollte sie das so lange wie möglich verstecken. Dennoch war sie froh als sie ihren geliebten Cousin endlich wieder in ihrer nähe spürte. Ja, auch seine körperliche nähe hatte sie gerne. Phyllis spürte das er sie förmlich auffing und am liebsten wäre sie noch den ganzen Tag so verharrt. Aber dann hätte sie sich ihre Gefühle eingestehen müssen und das wollte sie nicht. Oder besser gesagt sie konnte es nicht. Was würde ihre Familie dazu sagen? Herrje, ihr Vater würde noch mehr ausrasten und ihre Schwester würde sich über sie lustig machen. Nur Kaito .... würde vermutlich hinter ihr stehen. Aber dieser war nicht da. Sie seufzte leise als sie an ihren Bruder denken musste. Doch Phyllis versuchte sich ab zu lenken und voll und ganz auf Preston zu konzentrieren. Der Ältere beantwortete ihre Frage und sie hörte ihm aufmerksam zu, dabei zog sie immer wieder ihre Lippe ein, da diese ja aufgeplatzt war. Er gab ihr einen Strauch Rosen und eine kleine Tüte. "Da-Danke", stotterte sie sichtlich überrascht und ihre Wangen färbten sich leicht rot. Sie roch an den Rosen und schloss dabei ihre Augen. Herrlich, dieser Duft. Sie legte die Rosen auf ihren Arm und sah dann in die Tüte. "Ne-nein?!", entwich e sihr. Sie holte das Kleid heraus und staunte nicht schlecht. "wow", entwich es ihr nur staunend als sie das Kleid hoch hielt. Sie hielt es sich an den Körper und schaute dann zu Preston. "Meinst du es steht mir?", fragte sie unsicher.

Sie steckte das Kleid wieder in die kleine Tüte und dachte dann darüber nach wie sie ihm antworten sollte. Tjah, wie ging es ihr? Kaito war verschwunden und ihre Familie gab ihr dafür die Schuld. "Naja, es geht", antwortete sie dann etwas knapp und seufzte leise. Er fragte ob sie zu Hause stress hatte oder mit jemanden ärger und die braunhaarige schwieg. Er hatte es also doch schon gesehen. Sie drehte sich von ihm weg und beobachtete einige spielende Kinder. "Sie sind ganz schön sauer auf mich .... weißt du?! Wegen Kaito", erklärte sie etwas knapp und drehte sich dann wieder zu ihm am. Sie hatte ein sanftes lächeln im Gesicht und hatte ihre negativen Gefühle herunter geschluckt. "Aber ich schaff das schon", versicherte sie ihm. Gerne hätte sie ihm einfach die Wahrheit erzählt und hätte sich bei ihm ausgeweint, aber das konnte sie nicht. Sie war teils zu stolz und auf der anderen Seite wollte sie nicht das er sich darüber Gedanken machte. Außerdem war es nicht gut fürs Familienklima.

Mal ganz davon abgesehen das er sich sorgen machen würde wenn sie jetzt einfach losweinen würde. Nein, so unüberlegt würde sie nicht handeln. Sie wollte nicht das er sich sorgen machten musste, er sollte sich lieber auf seinen Job und sein Leben konzentrieren. Phyllis konnte ja nicht ahnen das sie ein großer Bestandteil seines Lebens war. Als sie sich das Kleid an ihren Körper gehalten hatte, erklärte er das es ihr stand und das er damit recht hatte, immerhin hatte er ja ahnung. Wieder errötete sie. "Da-Danke", murmelte sie etwas unverständlich. Ja, Phyllis fehlte das Selbstvertrauen um sich richtig chic an zu ziehen. Nicht das sie es nicht konnte, aber sie hatte immer zweifel ob es auch gut war. Ob sie so überhaupt raus gehen konnte oder ob es nicht zu viel oder zu wenig war. Was würden nur die anderen Leute von ihr denken? Die braunhaarige dachte einfach zu viel über ihre Umwelt nach und zu wenig über die Dinge die sie wirklich glücklich machten.

Phyllis vernahm wieder seine Stimme und lauschte seinen Worten. Naja, ganz unrecht hatte ihre Familie nicht. Immerhin war sie doch die einzige mit den Fähigkeiten und sie hätte ihn retten können. Sie hätte ihre Fähigkeiten schneller einsetzten müssen. Warum hat sie das nur in dem Moment nicht geschafft? Sie seufzte leise und hörte dem Älteren weiter aufmerksam zu. Er meinte also sie sollte sich nichts einreden lassen? Aber das tat sie doch gar nicht. Es war doch Fakt das sie schuld war. "Preston, ich brauche mir das nicht einreden. Es ist tatsache", wollte sie ihm klar machen und ging zu ihm an den Brunnen. Vielleicht sollte sie einfach das Thema wechseln? Sie wollte sich mit ihm deswegen nicht streiten, denn wenn sie sich jetzt noch mit ihm verkrachen würde, herrje das würde sie nicht aushalten. "Hätte .... hätte ich doch nur schneller reagiert, dann hätte ich ihn beschützten können", gestand sie und war den Tränen nahe. Sie atmete tief ein und wollte damit ihre Tränen unterdrücken. Für einen Moment schloss sie die Augen. Sie musste stark bleiben.

"Wollen wir uns in ein Cafe setzten?", fragte sie ihn dann und wandte ihren Blick in den Himmel. Es sah immer noch nach Regen aus und sie wollte nicht unbedingt nass werden. Nicht das sie etwas dagegen hätte, aber es würde ihre Laune nicht bessern. Da war ein warmes Cafe doch viel angenehmer. Außerdem wäre da Licht, welches ebenfalls zu einer besseren Stimmung beitrug. Im Gegensatz zu dieser Wolkendecke. "Ich meine, da ist es warm", fügte sie dann hinzu und hoffte ihn überzeugen zu können. Denn so könnte sie auch leichter das Thema wechseln, einfach sich über irgendwelche Leute lustig machen oder so. Auch wenn das nicht ihre Art war, so würde es helfen das Thema zu wechseln. Zu mindestens hoffte sie es.

Er wollte das sie aufhörte? Nichts lieber als das. Denn sie hatte wahrlich keine lust weiter darüber zu reden. Was passiert war ist passiert und sie konnte es nicht rückgängig machen. Das ihre Familie nun sauer auf sie war, ebenfalls nicht. Aber sie konnte es besser machen. Sie würde Kaito finden! Koste es sie was es wolle. Doch plötzlich spürte sie wie er sie in seine Arme zog und vorsichtig lehnte sie seinen Kopf bei ihm an. Sie lauschte seinen Worten und seufzte erneut. Ja, die Fähigkeiten funktionierten nicht auf Knopfdruck. Man musste sie erst lernen zu beherrschen und das konnte dauern. Phyllis hatte noch nie viel trainiert, denn ihr war nie klar gewesen wofür. Außerdem hatte ihr Vater ihr immer gesagt sie solle das bloß niemanden erzählen. Die Menschen würden Angst bekommen und es nicht verstehen. Hätte ich mehr trainiert .... dann hätte ich ihn retten können, dachte sie sich zweifelnd. Preston erklärte weiter das sie einen Menschen sogar verletzten hätte können. Nein, das wollte sie nicht. Niemals. Aber waren die Entführer überhaupt Menschen gewesen? Phyllis wusste es nicht und sie würde es wohl erst wissen wenn sie den Entführern auf die Spur kommen würde.

Preston erklärte das ein schauer auch etwas schönes haben konnte und sie nickte. "Ja natürlich, aber ich bin heute nicht in der Stimmung für Regen", antwortete sie ihm und ehe sie sich versah hatte er die Rosen mitgenommen und ihre Hand genommen. Sie errötete dabei etwas. Aber warum? Es war doch nichts dabei? Er war ihr Cousin! Sie schüttelte kurz den Kopf um ihr Gedankenchaos hinaus zu werfen. "Okay, ich weiß schon wo wir hin können", sprach sie dann mit einem lächeln auf den Lippen und ging mit ihm in die Innenstadt.